Eine Diskussion um eine staatliche oder "freiwillig verordnete" Frauenquote in Führungspositionen ist entbrannt. Die Gegner verbieten sich eine Einmischung des Staates in dieser Frage, die Befürworter meinen, die Unternehmen zu ihrem Glück zwingen zu müssen.
Aus Sicht der Behavioral Finance ist festzuhalten, dass Änderungen am Status Quo immer auf Widerstände treffen. Ganz besonders in der Frage der Frauenquote, müssen dazu doch die Männer auf ihren "genetischen" Führungsanspruch verzichten. Man könnte also meinen, der Staat sei hier im Recht, durch Druck etwas nachzuhelfen.
Dennoch glaube ich, zielt die Frage der Frauenquote am grundsätzlichen Problem vorbei. Das Frauen weniger stark in Führungspositionen vertreten sind, hängt nicht nur mit dem Revierverhalten der Männer zusammen. Mindestens genauso stark sind fehlende Betreuungsangebote für Kinder - kurz die Vereinbarkeit von Familie und Beruf - Ursache dafür, dass Karrieren von Frauen anders verlaufen müssen, als von Männern.
Zudem stellt sich die Frage, wie in Branchen zu verfahren ist, wo es einfach zu wenig Frauen gibt. Die Finanzbranche ist dafür ein gutes Beispiel. Wenn man sich die Fondsgesellschaften so anschaut, findet man dort relativ wenige Frauen, obwohl es als "Büro-Job" eigentlich ein Frauen freundlicher Beruf ist. Doch erblickt man hier wenige Frauen, die man in Führungspositionen befördern könnte. Der erste Schritt müsste es demnach sein, mehr Frauen überhaupt in diese Positionen zu locken.
Die Behavioral Finance gibt sogar ganz handfeste rationale Begründungen für mehr Frauen im Finanzmanagement: Frauen sind die besseren, weil konservativeren Anleger! Sie handeln weniger und gehen insgesamt weniger Risiken ein! Das sind doch Attribute, die das Asset Management nach der Finanzkrise gebrauchen könnte!
Doch Vorsicht: wir müssen auf das Aussehen dieser neuen Kolleginnen achten! Sollten Sie zu gut aussehen, erhöht dies die Risikoneigung der verbliebenen, männlichen Kollegen. Alles hat seinen Preis. Vielleicht ist dies der wahre Grund für die Finanzkrise: die Sales-Mitarbeiterinnen der angelsächsischen Investmentbanken waren einfach nur zu hübsch ...
Eine Frauenquote scheint mir nicht das geeignete Instrument zu sein, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Statt solcher Diskussionen, sollte sich die Politik endlich um bessere Bildung, mehr Betreuungsangebote für Kinder und schlicht für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf kümmern. Den Rest erledigt die Demographie. Gut ausgebildete Fachkräfte werden so rar, dass an Frauen, die zudem meist bessere Abschlüsse als Männer aufweisen, ohnehin kaum noch ein Weg vorbeiführt. Das Problem wird sich in dem Maße wahrscheinlich schon von alleine regeln, wie immer mehr Frauen in diverse Berufsfelder vorstoßen.
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