Nun steht er also unmittelbar bevor, ein mal wieder entscheidender Euro-Gipfel, der einen großen Wurf - zumindest aber eine signifikante Besserung in der Euro-Schuldenkrise bringen soll.
Über die neue Wunderwaffe "Hebel" und die Ansteckungseffekte DURCH die verfehlte Rettungspolitik haben wir im letzten Blog-Beitrag ausführlich gesprochen.
Was mich aber richtig ärgert, ist die Lügenpolitik der Regierung, mit der unsere in weiten Teilen unwissenden Abgeordneten und die Bevölkerung ruhiggestellt werden sollen.
Denn der Garantierahmen des EFSF von ca. 440 Mrd. Euro (davon entfallen ca. 210 Mrd. Euro bislang auf Deutschland) wird ja angeblich nicht aufgestockt, nur die Feuerkraft erhöht. Also alles kein Problem?
Natürlich nicht. Eine Hebelung des EFSF stellt eine substantielle Verschlechterung für den Steuerzahler dar. Aus ganz einfachen Gründen. Gehen wir davon aus, ein Schuldner schuldet 100 Euro. Diese sind zu 20% ausfallgefährdet, mithin müsste ich, wenn ich in diesen Schuldner investiere, mit einem Verlust von 20 Euro rechnen.
Auf meinen ungehebelten Einsatz von 100 Euro entfallen also 20 Euro Verlust, ich würde demnach 80 Euro zurückbekommen. In Sachen EFSF heißt dies, dass bei einem Einsatz der 440 Mrd. Euro zum Kauf maroder Staatsanleihen rund 100 Mrd. Euro echte Verluste drohen könnten. Angesichts der Tatsache, dass unsere Regierung immer betont, die Euro-Rettung würde uns nichts kosten sondern sogar Geld einbringen, finde ich echte absehbare Verluste von > 40 Mrd. Euro schon bemerkenswert.
Im Falle einer Hebelung sieht die Sache wie folgt aus: investiere ich in den oben beschriebenen Schuldner nun die 5fache Summe, dann ist das erwartete Risiko auch 5mal so hoch, also statt 20% -> 100%! Die Haftungssumme steigt zwar nicht, aber die Wahrscheinlichkeit für die Haftung steigt rapide. Im Ernstfall sind also die gesamten 440 Mrd. Euro im EFSF weg. Wie Deutschland echte Verluste in einer Größenordnung von rund 210 Mrd. Euro verkraften will (nicht nur finanziell, sondern auch politisch!), ist mir schleierhaft.
Zudem wirkt der ebenfalls in diesem Blog schon mehrfach beschriebene "sunk cost effect", der Neigung von uns Menschen, noch mehr zu investieren, um weitere Verluste zu vermeiden. Es ist ein natürlicher Reflex der meisten Menschen, zumindest eine zeitlang in ein Fass ohne Boden zu investieren, wenn ich das Fass als solches nicht erkenne oder - wie im Falle der Euro-Politik - aufgrund von Dogmen, Voreingenommenheiten und selbstauferlegten, "alternativlosen" Denkverboten ein bodenloses Fass zu einer großartigen europäischen Idee umdeklariere.
Immer wieder zu hörende "Überzeugungen" von unseren "Eliten", der Euro und alle Euro-Länder müssten gerettet werden "koste es was es wolle", klingen in meinen Ohren wie eine fürchterliche Drohung. Zum einen wegen einer "Endsieg-Rhetorik", welche die Völker der Welt schon einmal in den Untergang geführt hat. Zum anderen weil die Geschichte lehrt, dass wir bekommen, was wir wollen. Es wird also furchtbar teuer!
Ich fordere, dass jeder Politiker, der diesem Wahnsinn weiterhin zustimmt, persönlich gesamtschuldnerisch und unbegrenzt haftet, genau so, wie er es dem Steuerzahler zumutet!
Hinzu kommt, dass bereits heute schon erhebliche echte Verluste bei der EZB bzw. im EZB-System aufgelaufen sind. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass mit Sicherheit bereits hohe dreistellige Milliardenverluste entstanden sind - und alle anderslautenden Märchen von Onkel Wolfgang eben Märchen sind.
Ein weiterer Meilenstein ist, dass mit dem gehebelten EFSF, um die "Feuerkraft" noch weiter zu erhöhen, die ersten Verlustrisiken abgedeckt werden. Damit würde die Finanzlobby sogar noch um ihren ohnehin schon zu geringen Beitrag in der Staatsschuldenkrise erleichtert. Unser Vorschlag vom Ende des letzten Jahres, alle Anleihen durch einen Put zu versichern, ist das genaue Gegenteil: hier würde eine solider Bodensatz garantiert und die ersten Verluste beim Investor verbleiben. Auch diese spontane Umwidmung erhöht die Risiken des Steuerzahlers weiter. Und all dies wahrscheinlich nur, weil der kleine Sarkozy seinen Laden nicht im Griff hat.
Der absehbare große Wurf mag vielleicht mal wieder ein Strohfeuer zünden. Ein "All-In der Politik" kann funktionieren und den Spieler eine Weile länger am Tisch halten. Aber wer so riskant und unsolide am Pokertisch mit fragwürdigen Blättern und Bluffs zu hohe Einsätze wählt, wird auf Sicht als Verlierer den Tisch verlassen - mit nichts in der Hand als einem großen Erfahrungsschatz. Die Lizenz zum Spielen, die wir berechtigterweise bei den Banken nicht mehr sehen wollen, darf in keinem Fall in die Hände von Politikern gelangen, denen es so sehr an finanzieller Fachkompetenz mangelt.
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