Steigende Kurse, sinkendes Risiko - so titelt das Handelsblatt heute auf Seite 34 seiner Ausgabe. Der "value at risk" sei gesunken, ein gutes Zeichen für die Anleger, so die Analyse. SAP habe mit einem Rückgang des Risikos um 14% die größten Fortschritte gemacht.
Was bedeutet das eigentlich? Der "value at risk" ist eine im Portfoliomanagement gebräuchliche Maßzahl, dass aus der Schwankungsbreite einer Anlageklasse resultierende Verlustrisiko zu beschreiben (siehe Wikipedia). Aber handelt es sich dabei wirklich um eine gute Risikobestimmung?
Mit steigenden Preisen nimmt im Regelfall die implizite Schwankungsbreite einer Anlageform ab. Da Hausse-Märkte in der Regel stetiger und langsamer ablaufen als Baisse-Märkte eine "normale" Entwicklung. Gleichzeitig suggeriert der parallel fallende "value at risk", dass die Anleger mit geringeren Verlusten in der Zukunft rechnen müssen. Dies ist eine trügerische Sicherheit. Denn dieser Mechanismus setzt prozyklische Handlungen von zum Beispiel institutionellen Anlegern frei, die nun mehr Assets bei gleicher Verlusttoleranz erwerben können. Und dies unabhängig von einer neuen verbesserten Kursperspektive. Zwar kann die Volatilität bei anhaltend steigenden Preisen durchaus längere Zeit niedrig bleiben oder noch niedriger werden, aber es erscheint sehr kurzsichtig zu glauben, Märkte wären sicherer, wenn der VaR fällt.
Ganz im Gegenteil ergeben sich für Anleger meist die besten Einstiegsgelegenheiten, wenn der VaR hoch ist. Nicht, weil der VaR ein Sentimentindikator wäre und zwingend Pessimismus ausstrahlen würde. Sondern weil der Preis für Absicherungen (Stichwort Optionsprämie) dann hoch und die Risikotragfähigkeit niedrig ist. Denn ein Aktienengagement zum Beispiel würde relativ viel Verlustbudget verlangen, wenn der VaR hoch ist.
Fallende VaR-Werte sind also einerseits Begleiterscheinungen einer Hausse-Bewegung, tragen andererseits aber durchaus eine zwiespältige Wirkung in sich. Spätestens wenn die fallenden VaR-Werte zu automatischen, nicht meinungsbasierten Aufstockungen von Risikoaktiva führen, ist Vorsicht angebracht. Langfristig besser fährt der Anleger, der Risiken antizyklisch allokieren kann. Denn die besten Gewinnaussichten bestehen noch immer dann, wenn die meisten Anleger glauben, die Risiken seien "unerträglich".
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