Tuesday, May 11, 2010

Gibt es noch eine Opposition?

Und damit meine ich nicht nur die parlamentarische ... Es herrscht im politischen Berlin schon eine interessante Einmütigkeit über die Hilfs- und Rettungspakete, die dieser Tage geschnürt werden. Aber das ist wohl nicht anders zu erwarten in einem politischen System, welches sich bemüht, so stromlinienförmig zu sein, dass kaum noch Unterschiede ausgemacht werden können.

Weit interessanter finde ich allerdings, dass auch außerparlamentarisch kaum kritische Stimmen zu vernehmen sind. Wo sind die Attac-Chaoten, die sonst bei jedem G7-Gipfel auf die Barrikaden gegangen sind? Wo sind die politischen Kabarettisten oder die Schriftsteller, die in der Vergangenheit ihre Stimme erhoben und sich in die politische Diskussion eingeschaltet haben? Haben wir überhaupt noch eine intellektuelle Elite im Land, die in der Lage ist, die komplizierten Sachverhalte so zu vermitteln, das ein Diskurs möglich wird? Und wo sind die Umweltorganisationen, wenn in den USA das Meer im Öl versinkt?

Wenn man mit Menschen in seiner Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis spricht, die sich wenig bis nicht mit Problemen der Wirtschaft und der Finanzmärkte beschäftigen, dann hört man immer häufiger, dass diese auf eine Reaktion derjenigen warten, die die Sachverhalte durchschauen. Das Schweigen dieser "Experten" wird von den Leuten auf der Straße als Zustimmung verstanden. Ist dies wirklich das Signal, welches diese Kenner der Materie senden wollen? Gab es nicht schon öfter in der Geschichte Zeiten, in denen es falsch war, aus politischer Korrektheit, Bequemlichkeit oder einfach nur aus Angst vor Nachteilen zu schweigen?

Die intellektuelle Elite des Landes sollte den Erwartungen, die die Bürger eines Landes an Sie haben dürfen, gerecht werden und Position beziehen. Dafür sind die Folgen, welche die im Eiltempo getroffenen Maßnahmen erzeugen können, potentiell zu weitreichend. Von unseren Medien können wir diesen Diskurs angesichts des Wettlaufs, die Konkurrenz an Seichtigkeit überbieten zu wollen, anscheinend nicht mehr erwarten.

Es herrscht eine gespenstische Ruhe. Zeichen der Resignation oder des Fatalismus? Hoffentlich ist es nicht die Ruhe vor dem Sturm.

2 comments:

  1. Warum sollte die Enteignung der Besitzenden - z.B. über eine Inflation - für das Volk als ganzes schädlich sein. Im Gegenteil, das Volksvermögen hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend in der Hand weniger konzentriert. Also steht eine Umverteilung an. Seien Sie doch froh, dass nirgends ein Karl Marx in der Ecke steht oder die Sache mit der Waffe in der Hand auf der Straße abgemacht wird. Jetzt zeigt sich doch die Kraft der Demokratie - für die Besitzenden allerdings auf schmerzliche Weise.

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  2. Meine Anmerkung bezog sich nicht auf die Wirkung der Maßnahme, sondern auf die relativ unkritische Begleitung.

    Das Thema "ungleiche Verteilung" haben wir im Jahresausblick 2010 ebenfalls als bedeutend herausgestellt. Allerdings zeigt die Geschichte, dass in einer großen Inflation die breite Bevölkerung mehr leidet als die Besitzenden, da die breite Bevölkerung als Vermögen meist nur Geld, Lebensversicherungen oder Rentenansprüche haben, die massiv unter Inflation leiden. Die Besitzenden haben dagegen zwar auch viele Anleihen, aber eben auch Sachwerte wie Aktien und Immobilien sowie eine insgesamt höhere Kapital- und persönliche Mobilität. Wir sollten deshalb genau überlegen, was wir uns wünschen.

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