Zum einen 1966. Damals verlor der DAX 11 Tage in Folge mit dem Tiefpunkt am 22.06.66. Diese Serie markierte den Endpunkt einer mehrmonatigen Baisse, welche den DAX rund 25% kostete. In der Serie selbst verlor der DAX 7,5%.
Die zweite Serie 1970 schaffte 13 Verlusttage (!) in Folge und endete am 27.05.70 (Vietnam-Proteste, die Beatles trennten sich). Diese Phase hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Chartbild des EuroSTOXX, also einer gewissen Schwäche schon vor dem Abriss. In der Serie verlor der DAX rund 16,5%.
Die dritte und längste Serie mit 14 Verlusttagen war 1971 zu beobachten und endete am 22.09.71. Diese Serie war die mittlere Welle einer rund 10-monatigen Baisse. In der Serie verlor der DAX ca. 8,5%. Wäre nicht ein kleiner Plus-Tag dazwischen gewesen, wäre die Serie 7 Tage (!) länger gewesen bei einem - fast schon bescheiden anmutenden - Gesamtverlust von ca. 11%. Das waren damals noch "langsame" Zeiten.
Die vierte Serie fand im "3 Päpste-Jahr" 1978 statt und endete nach 11 Verlusttagen am 25.04.1978. Obwohl es so lange abwärts ging, verlor der DAX nur rund 5% am Ende eines längeren, volatilen Seitwärtstrends.
Dieser kleine Exkurs zeigt, wie außergewöhnlich die aktuelle Serie von 11 Verlusttagen bei einem Gesamt-Minus von 24% ist. Der heutige Tag reiht sich - gemessen an der Kursveränderung über 11 Tage - in eine Kette unrühmlicher Börsentage ein:
- 26.10.1987 (87er Crash)
- 24.09.2001 (Wiedereröffnung der Börse nach dem 11. September 2001)
- 22.07.2002 (Enron-Skandal und Höhepunkt der Tech-Blase)
- 09.10.2008 (Post-Lehman-Crash)
Ein besonderes schwarzer Börsentag
Wenn kollektiver Kontrollverlust = Panik bedeutet, wie es Joachim Goldberg in seinem Blog beschrieb, dann hatten wir heute sicher einen Panik-Tag. Gerüchte kochen über und eine drohende Herabstufung Frankreichs von AAA auf irgendetwas darunter lassen die Anleger gleich vermuten, eine oder mehrere Großbanken gingen Pleite.
Zugegeben, wir waren die letzten Wochen bearish und skizzierten immer wieder die negative Spirale aus Vertrauensverlust, prozyklischen Absicherungsgeschäften, halbherzigen Politikeingriffen und weiterem Vertrauensverlust.
Was wir aber heute erleben durften, geht sogar uns als Bären etwas zu weit. Sitzen denn vor den Handelsschirmen nur noch emotionale Prozykliker, die das Denken verlernt haben? Wo sind nun all die Optimisten, die wochenlang zugeschaut haben, wie sich die Probleme aufbauten und die Wirtschaftsindikatoren verschlechterten. Und dennoch haben diese "Profis" immer wieder betont, wie toll die Aktien sind, wie werthaltig, wie fundamental billig - und das man sie auch bei DAX-Ständen > 7.000 Punkten unbedingt kaufen muss.
Jetzt, da eventuell auch Frankreich ein Downgrade erfährt, wird alles in Sack und Asche geprügelt, als ginge morgen die Welt unter. Meine Herren, ich habe heute noch getankt, gegessen und sogar ein relativ teures Konsumgut angeschafft. Die Welt wird morgen noch existieren. Bei der Finanzindustrie, so scheint es, kann man sich da nicht mehr so sicher sein.
Ich will die Euro-Schuldenkrise wahrlich nicht kleinreden, im Gegenteil. Wir waren mit daran beteiligt, für Aufklärung auf diesem Gebiet zu sorgen. Und wir stehen vor schwierigen Entscheidungen und ja, unser Wirtschaftssystem zeigt sich mehr als fragil. Ich weiß nicht, wie lange wir uns noch leisten wollen, alle 2-3 Jahre mit dem völligen Zusammenbruch des Finanzwesens konfrontiert zu werden.
Aber es darf doch nicht vergessen werden, dass nicht alle Schulden wertlos sind. Schließlich verfügen die Staaten über enorme Vermögenswerte und eine Besteuerungsfähigkeit, die es erlaubt, einen erheblichen Schuldenberg zu tragen. Natürlich müssen die Politiker den ernst der Lage erkennen und endlich Antworten auf die drängenden Fragen geben. Aber diese sind noch immer möglich.
Es wird dringend Zeit, einen Wellenbrecher für die Märkte zu installieren. Unsere mehrfach hier bereits vorgeschlagene "Investor-Put"-Variante wäre noch immer vielversprechend. Dies ist auch insoweit dringend geboten, als es selbst für einen Contrarian nahe an "finanziellen" Selbstmord heranreicht, in diesen Markt zu investieren. Und wenn selbst die Hartgesottenen sich nicht mehr trauen, haben wir ein sehr ernstes Problem!
Zudem droht schon das nächste Problem, da sich die Frage der Werthaltigkeit letztlich auch bei den derzeitigen Haupt-Fluchtpunkten der Anleger, Bundesanleihen und US Treasuries, stellt, sollte tatsächlich das Ende des Bank- und Finanzwesens nahen.
Wir alle sollten hoffen, dass die Politik endlich zu vernünftigen, auch die Psychologie berücksichtigende Lösungen, findet. Und dass die Risikobudgets der institutionellen Anleger nicht schneller schmelzen, als unser Verstand.
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