Gestern mittag ging es bereits als - in Zukunft strafbares? - Gerücht im Markt herum: die Politik will die böse Spekulation eindämmen und Leerverkäufe verbieten! Das macht den bösen Spekulanten aber Angst ... zumal sowieso gefragt werden kann, ob die Spekulanten das Problem sind oder die "normalen" Portfolioinvestoren, die jetzt die Panik ereilte.
Wir schreiben das Jahr 2008. Die Börsenwelt ist in Aufruhr und Bankaktien fallen ins Bodenlose. Schnell sind Leerverkäufer als Schuldige ausgemacht und diese Geschäfte werden verboten. Seit dem ist dies mehrere Male passiert und teilweise, zum Beispiel in Deutschland, besteht es bis heute fort!
Nur gebracht hat es nie etwas. Die Aktien fielen trotzdem so lange es an ihnen war zu fallen, bestenfalls etwas langsamer. Zumal diese Verbote, wie auch jetzt, in der Regel nur zeitlich befristet sind. Die Spekulation findet immer ihren Weg, so lange wie wir insgesamt noch freie Märkte haben.
Wenn man die Leerverkäufe als eine Quelle des Übels ausgemacht hat, wäre es m.E. wesentlich konsequenter nicht das Geschäft, sondern die Quelle für die leerzuverkaufenden Aktien auszutrocknen: die Wertpapierleihe! Denn viele Fondsgesellschaften und institutionelle Anleger verleihen ihre als Dauerbestand gehaltenen Aktien gegen sehr kleines Geld und wundern sich dann, dass diese für solche Operationen benutzt werden. Überhaupt würde mich interessieren, ob es Anleger von Investmentfonds wissen, dass die Fondsgesellschaften ihres Vertrauens ihre Aktien für so etwas hergeben und meist die Hälfte der Leiheerträge für sich als Gebührenquelle nutzen - und der potentielle Schaden zu 100% beim Anleger verbleibt.
Dies trifft im Übrigen auch auf die beliebten ETFs zu, die dieses Instrument ausgiebig und nur wenig zum Kundenvorteil nutzen. Denn die Leiheerträge dienen nur dazu, höhere Gebühren in ETF durchsetzen zu können.
Erneut zielt die Symbolpolitik in die falsche Richtung. Wie soll man da Vertrauen entwickeln.
Die Bankaktien fallen vollkommen zu Recht und spiegeln nur ökonomische Tatsachen wieder. Wieder einmal sind "böse" Spekaulanten Schuld (wie auch zB vor einem Jahr als der EURUSD so stark gefallen ist). Meiner Meinung nach, wird die Eurolandkrise letzlich (und nur) durch ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone beendet werden. Die damit einhergehenden Haircuts werden die Banken nicht alleine stemmen können, was Staatsbeteiligung erfordern wird. Und somit auch erheblichen Wertverlust des Eigenkapitals. Von daher sind die Kursverluste nur gerechtfertigt.
ReplyDeleteAls die SEC 2008 Leerverkäufe in Bankaktien untersagte passierte das: http://www.ritholtz.com/blog/wp-content/uploads/2009/07/spx-chart.png
ReplyDeleteIch muss mich wundern! Leerverkäufe zu verbieten führt doch nicht dazu, dass Aktien steigen? Auch sind Leerverkäufe nicht der Auslöser für einen Aktiencrash und wenn man Jessie Livermore liest, stellt man fest, dass die Menschheit schon relativ lange damit lebt. Ein Sturz an den Aktienmärkten führt nicht zum Untergang der Welt.
ReplyDeleteWas ist schlimm an der WP-Leihe? Wenn Aktien fair bewertet sind, dann hat der short-seller auch eine relativ schwierige Zeit - denn diese arbeitet gegen ihn. Er zahlt einen Zins und hat ein unlimitiertes Verlustpotential. Wer traut sich das? Alle Leute, die ein Garantiezertifikat kaufen, kaufen implizit einen Call -> für jeden long Call gibt es auch einen short Call. Also muss man jetzt auch Garantie-Zertifikate verbieten?
Die Fondsgesellschaft hät das WP übrigens aus der Überzeugung heraus, dass es zumindest den aktuell fairen Wert widerspiegelt - warum sollte sie Angst vor einem short seller haben. Letztendlich steht dabei Meinung gegen Meinung.
Warum werden alle immer sofort nervös, wenn Aktien fallen. Das liegt doch in der Natur der Sache. Wenn man davon nicht betroffen sein möchte, dann sollte man als erstes keine Aktien kaufen. Wenn der DAX in einem Jahr 20% steigt, dann ist dass für alle normal, wenn er in einem Jahr 20% fällt ist gleich Krise - für einen Statistiker ist das normale Standartabweichung (Das ist nun mal die normierte Abweichung um einen Mittelwert).
Letztendlich passieren Katastrophen immer dann, wenn ein Zustand der Instabilität erreicht ist. Dann genügt der berühmte Flügelschlag eines Schmetterlings, um eine ganze Lawine an Problemen loszutreten.
Was kann man tun? Eigentlich ganz einfach: Verhindern, dass der kritische Zustand entsteht!
Wie? 1. Wir müssen uns von Optimierungen ein gutes Stück verabschieden und unserer Fehlbarkeit bewusst werden.
2. Wir müssen mehr Vielfalt zulassen, sodass ein kritischer Zustand in einem Sub-System nicht übergreift auf ein anderes.
Sicher gibt es noch ein paar andere gute Vorschläge - "Stecker ziehen" ist meiner Meinung nach keiner! Auch die Politiker als Heilsbringer zu sehen finde ich nach den Erfahrungen der letzten Jahre mehr als fraglich. Schaue ich auf die aktuellen Vorschläge zur Regulierung z.B. Basel III und die darin bevorzugte Behandlung von Staatsanleihen, dann bin ich einfach sprachlos – wir rennen mit offenen Augen auf die nächste Krise zu - evtl. lernen wir was draus. Die Welt wird jedenfalls auch davon nicht untergehen!