Die Spieltheorie verfolgt die Absicht, Entscheidungssituationen mathematisch exakt zu beschreiben, die von Unsicherheit geprägt und von den Handlungen anderer am Spiel beteiligter Personen abhängig sind. Dabei wird jedoch unterstellt, dass jede beteiligte Person sich subjektiv rational, also als "homo oeconomicus" betätigt. Für die Spieltheorie wurden bereits viele Nobelpreise vergeben, unter anderem an John Nash.
Ein sehr bekanntes Problem der Spieltheorie ist das "Gefangenendilemma". Vereinfacht gesagt hat es folgenden Versuchsaufbau:
- Zwei Gefangene sitzen im Knast (in Einzelhaft) und sind beide von hohen Strafen bedroht
- Sie erhalten nun die Wahlmöglichkeiten:
- wenn keiner gesteht, erhalten beide 2 Jahre Haft wegen kleinerer Delikte
- wenn beide die Tat zugeben, erhalten beide 4 Jahre Haft für die Tat mit Belohnung des Geständnisses
- wenn einer den anderen verrät und der andere es nicht tut, erhält der Verräter nur 1 Jahr Haft, der andere 6 Jahre Haft (Höchststrafe) - Wie würden Sie sich entscheiden, wenn Sie einer der Gefangenen wären?
Hier kommt der "homo oeconomicus" an seine Grenzen und es steht die Abwägung zwischen Egoismus und Koopeation / Altruismus an.
Fasst man das Spiel in etwas andere Worte, steht genau dieses Problem nun für alle Anleger in griechischen Bonds an. Schauen Sie mal:
- Die Banken sitzen im Knast (griechische Bonds, Einzelhaft) und sind von einer schweren Strafe bedroht (Totalausfall / Hair Cut)
- Sie erhalten nun ein Angebot von Griechenland
- wenn keiner mitmacht, droht der Totalausfall (= kollektives Geständnis)
- wenn alle mitmachen, gibt es einen Haircut von 21% (= kollektives Schweigen)
- wenn eine Bank egoistisch ist und nicht mitmacht, aber genügend andere (mind. 90%) mitmachen, kann die egoistische Bank auf vollständige Rückzahlung hoffen, während die kooperierenden Banken ihren 21% Hair cut erhalten und relativ schlechter wie die egoistische Bank performen. - Wie würden Sie entscheiden?
Wissentlich oder nicht haben die Politiker im Falle Griechenlands ein perfektes Gefangenendilemma aufgebaut und wir werden schon in Kürze erfahren, wie viel Egoismus und Kooperation bei Großanlegern vorhanden ist.
Die Zahlen zum "Gefangenendilemma" passen nicht! Kooperation (schweigen) ist am höchsten bestraft, während jeder gewinnt, der gesteht, egal was der andere macht.
ReplyDeleteTut mir ja Leid - aber das Dilemma wurde doch zu sehr an die Situation angepasst. So wie es beschrieben wurde MUSS jeder Gefangene gestehen, sonst bekommt er die Höchststrafe. Im Falle des Nicht-Gestehens beider muss die Strafe niedriger sein als im Falle des Gestehens beider. Wie gesagt, sonst kein Dilemma sondern das Gestehen ist zwingend notwendig für beide.
ReplyDeleteDas sollte wohl ein an die Situation der Banken angepasster Vergleich sein, nur leider hinkt er. Und zwar auf beiden Beinen.
@Anonymous
ReplyDeleteWenn ich "nicht gestehe", mich also am Umtausch nicht beteilige, erhalte ich volle Rückzahlung (da die Aktion ja den Default vermeiden soll) und durch den Verzicht der anderen wird es wahrscheinlicher, dass ein Default vermieden werden kann. Ich stehe mich also sehr wohl besser, wenn ich egoistisch bin und alle anderen das Angebot annehmen.
Zu Kommentar 1:
ReplyDeleteWieso wird Kooperation am härtesten bestraft (= 21% Verlust)? Totale Nicht-Kooperation wird mit Default und Verlusten von 50%+ bestraft ...
Bitte nochmal genau anschauen!
Leider haben Sie die Kritik nicht verstanden: Wie es den Banken geht habe ich auch verstanden. Es geht um Ihr Beispiel mit den Gefangenen. Das ist kein Beispiel aus der Spieltheorie, hier profitieren die Gefangenen immer von einem Geständnis! Damit ist die optimale Lösung für die Gefangenen immer zu gestehen, Risiko wegen des Verhalten des zweiten Gefangenen besteht keins. Ich habe Ihr Beispiel kritisiert, nicht Ihre Analyse des Verhaltens der Banken!
ReplyDeleteIch kann ich also Ihrem Kommentar nur anschließen:
Bitte nochmal genau anschauen!
Und zwar Ihr völlig missglücktes Beispiel, angeblich aus der Spieltheorie.
@Anonymous
ReplyDeleteKritik verstanden ... hab es jetzt dem Wikipedia-Beispiel entsprechend angepasst, welches jeder ja nochmal selbst en detail studieren kann.
Danke für den Hinweis.