Mich nervt diese Rubrik. Wir alle können, dürfen und müssen manchmal die eine oder andere Information für uns behalten oder ein "Ablenkungsmanöver" starten. Das gehört zur Politik wie zur Diplomatie. Schon immer war der Grundsatz "cui bono", wenn es galt Statements anderer einzuschätzen, hilfreich.
Gerade im Fall von Bill Gross finde ich aber solchen Tadel, obwohl wir selbst schon damals unsere Bedenken an seiner Marktmeinung äußerten, unangebracht. Er hat eine Markterwartung geäußert und hat dafür auch die Portfolioverantwortung. Der Markt liefert ihm das objektive Feedback - mal gewinnt man, mal verliert man. Viele andere, die Markterwartungen äußern, setzen ihre Meinung nicht am Markt um und entziehen sich damit dem einzig objektiven Maßstab.
Ein Pinocchio fehlt aber in dieser Rubrik, bevor diese eingestellt wird: der Handelsblatt Chefredakteur Gabor Steingart selbst. Erinnert sei hier nur an seine "genialen" Statements zur Solidaraktion "Griechenland". Wie viel Geld wurde von den Anlegern verloren, die dem weisen Ratschluss des Handelsblatt-Chefs gefolgt sind? Wie viele Aussagen erwiesen sich schon als falsch oder haltlos? Die Nase wächst von Woche zu Woche - und das letzte Hemd wird bald gegeben.
Der Pinocchio des Handelsblattes hat noch ein weiteres Problem: Er ist stichtagsbezogen, während die Überlegungen von Bill Gross auf kein bestimmtes Datim, geschweige denn genau auf den 15.9. zielten. Aber dies scheint das Problem aller erfolgreichen Portfolioverwalter mit eigener, vom Mainstream abweichender Meinung und von der Benchmark abweichendem Portfolio zu sein: Liegt er schief, stürzen sich alle darauf. Bleibt abzuwarten, ob er nicht doch noch richtig liegt.
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